Projekt Kindernotarzt geht an den Start

Ab Juli unterstützen Kindernotärzte der Tübinger Uni-Kinderklinik die Rettungsdienste vor Ort. Sie können ab sofort über die DRK-Leitstelle zentral mit angefordert werden. Hilfe für kranke Kinder unterstützt das Projekt und beteiligt sich an den Kosten für Weiterbildungen. Zudem hat die Stiftung die persönliche Schutzausrüstung für die Kindernotärzte finanziert.

Lebensbedrohliche Kindernotfälle sind vergleichsweise selten – wenn die Rettungsdienste zu einem Ertrinkungsunfall, einer drohenden Erstickung oder der Reanimation eines Kindes gerufen werden, stellt dies deshalb eine besondere Herausforderung dar. Kindernotärzte der Tübinger Kinderklinik werden in solchen Fällen oft an den Einsatzort nachgefordert. „Es ist in unseren Augen ein wichtiger Schritt, die bestehende Abläufe zu optimieren und in eine feste Struktur zu überführen“, erläutert der Geschäftsführende Oberarzt der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen, Dr. Oliver Heinzel, der das Projekt federführend entwickelt hat. „Die Einsatzleitstelle kann unsere Notärzte parallel alarmieren, dadurch wird im Fall der Fälle wichtige Zeit gespart.“

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Spezialisten unterstützen die Rettungsdienste vor Ort

Wenn ein Notfall mit Kindern bei den Notärzten einginge, steige regelmäßig der Puls, erklärt Dr. Lisa Federle, Präsidentin des DRK Kreisverbandes Tübingen. „Kleinkinder sind keine kleinen Erwachsenen, ihre Körper reagieren ganz anders – da ist es einfach beruhigend, einen Spezialisten an der Seite zu haben“, erläutert sie.

„Hier in der Kinderklinik Tübingen haben wir eine hohe Expertise und regelmäßige Notfallschulungen für unser Ärzteteam“, ergänzt Dr. Ellen Heimberg, Oberärztin der Kinderintensivstation. „Unsere Experten erwerben dadurch Sicherheit in Notfallsituationen.“

Durch das neue Projekt werde diese Expertise den Rettungsärzten nun bei Bedarf zur Seite gestellt. „In den vergangenen Jahren hat sich im Bereich der Kindernotfallmedizin viel getan – mit diesem Projekt bauen wir die pädiatrische Notfallversorgung weiter aus“, so Heinzel. Essentiell sei dabei die gute und enge Zusammenarbeit zwischen der Kinderklinik und dem DRK, sind sich Federle und Heinzel einig.

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Enge Zusammenarbeit zwischen der Kinderklinik und dem DRK

Das Projekt wird regelmäßig evaluiert und weiterentwickelt. „Ich hoffe, dass wir in einem Jahr darüber berichten können, wie viele Kinderleben wir retten konnten“, sagt Heinzel, dem das Projekt besonders am Herzen liegt – er selbst hat lange als Anästhesist und Intensivarzt gearbeitet.

Hilfe für kranke Kinder hat über Spendenmittel die Finanzierung der persönlichen Schutzausrüstung für die Kindernotärzte ermöglicht und beteiligt sich an den Kosten für die fachlichen Fort- und Weiterbildungen des Notarztteams.

Sigrid Kochendörfer, stellvertretende Vorsitzende der Stiftung Hilfe für kranke Kinder, Dr. Lisa Federle, Präsidentin des DRK Kreisverbands Tübingen, Dr. Matthias Kumpf, leitender Oberarzt der Kinderintensivstation, Dr. Ellen Heimberg, Oberärztin der Kinderintensivstation und Dr. Oliver Heinzel, Geschäftsführender Oberarzt der Uni-Kinderklinik Tübingen, (v.l.) bringen das Projekt „Kindernotarzt“ an den Start. (Foto: Karoline Niethammer)

Abwechslung im Klinikalltag für die kleinen Patienten

Unsere Stiftung hat ein kleines Hof-Konzert vor der Tübinger Kinderklinik organisiert, das die Kinder von ihren Zimmerfenstern aus verfolgen konnten: Der Tübinger Liedermacher Hans Spielmann sorgte für eine kurzweilige Stunde im Klinikalltag der Kinder.

Erst auf dem Parkplatz direkt vor der Kinderklinik, dann noch auf dem Spielplatz der Stationen 12 und 13: Kinderlieder-Sänger Hans Spielmann trat mit seiner Begleiterin für die Patienten der Tübinger Kinderklinik auf. Eine Stunde lang sangen, tanzten und musizierten die beiden für die Kinder, die aufgrund der coronabedingten Einschränkungen schon seit Wochen weniger Besuche bekommen können. Auch einige unserer Angebote für die erkrankten Kinder und ihre Familien – wie z.B. das Comic-Zeichnen – können derzeit nicht stattfinden, da die Besuchsregelungen weiter eingeschränkt sind. Um den Klinikalltag trotzdem ein wenig zu verschönern, haben wir das kleine Konzert organisiert.

Die Kinder standen an den Fenstern ihrer Patientenzimmer, tanzten und klatschten und wer den Text wusste, sang mit: Eine schöne Abwechslung und eine kurzweilige Stunde im Klinikalltag!

Liedermacher Hans Spielmann und seine Begleiterin sorgten für jede Menge Spaß. (Foto: Philipp Nährig)

Lagerungskissen und Stillstühle erleichtern den Start als Familie

Hilfe für kranke Kinder hat einige Still- und Lagerungskissen sowie Stillstühle für die Neonatologie angeschafft

„Ein guter Start in eine gelingende Stillbeziehung ist wichtig für junge Familien, ebenso der Aufbau einer engen Bindung durch zum Beispiel Känguruhen“, sagt Natalie Wetzel, NIDCAP-Trainerin der Tübinger Kinderklinik. „Das unterstützen wir von der Klinikseite aktiv.“ Hilfe für kranke Kinder hat Stillkissen finanziert, die deutlich kleiner und leichter formbar sind als übliche Kissen und dadurch insbesondere das Stillen von Frühchen erleichtern. „Das Handling ist viel einfacher“, erklärt Wetzel.

Die Stillkissen unterstützen zudem als Lagerungskissen das sogenannte Känguruhen: das Kind liegt dabei im direkten Hautkontakt auf der Brust der Mutter oder des Vaters und kann durch die Kissen zusätzlich gestützt werden.

Die Stiftung hat außerdem Stillstühle angeschafft, die eine gute Stillposition ermöglichen. „Mütter können schnell schmerzhafte Verspannungen bekommen, wenn die Stillposition nicht stimmt“, erklärt Wetzel. Komfortable Sitzmöglichkeiten seien daher mehr als „nur“ ein bequemer Stuhl.

NIDCAP-Trainerin Natalie Wetzel und die Frühchen-Puppe Luis zeigen, wie die neuen Stillkissen und -stühle zu handhaben sind. (Foto: Karoline Niethammer)

Multifunktionsstühle für die Tagesklinik und die Kindernotaufnahme

Kleine Änderung, vielfältige Verbesserungen: Hilfe für kranke Kinder hat für die Tagesstation und die Notaufnahme der Kinderklinik Multifunktionsstühle angeschafft, die durch vielseitige Vorteile punkten.

In der Tagesstation der Tübinger Uni-Kinderklinik werden viele Kinder und Jugendliche betreut, die regelmäßig für einige Stunden die Station besuchen müssen – beispielsweise chronisch kranke Kinder, die ihre Antikörpergabe erhalten.

„Diese Patientinnen und Patienten müssen schnell in eine Liegeposition gebracht werden können, falls sie auf die Antikörper reagieren“, erläutert Claudia Spalt, stellvertretende Bereichsleitung der Kindernotaufnahme.

Bisher lagen die jungen Patienten während ihrer Infusion deshalb im Bett. Dies bedeutete für die Patienten aber eine sehr eingeschränkte Mobilität, für das Klinikpersonal einen hohen Arbeitsaufwand – jedes Bett muss nach der Infusionsgabe komplett gereinigt werden – und für die Station einen großen Platzbedarf. Die Stühle hingegen sind mobil, platzsparend, einfach zu reinigen und für die Kinder und Jugendlichen angenehmer. „Diese Stühle sind wirklich eine riesige Erleichterung in unserem Alltag“, betont Spalt.

Auch in der Kindernotaufnahme kämen sie regelmäßig zum Einsatz. „Insbesondere nachts müssen Eltern mit ihren Kindern oft lange warten“, so Spalt. „Wir bieten ihnen dann diese Liegen an, damit die Eltern ihre Kräfte schonen können.“ Diese Vielseitigkeit mache die Stühle unverzichtbar im klinischen Alltag – echte Multifunktionsstühle eben.

Die neuen Liegen kommen in der Tagesstation und der Kindernotaufnahme zum Einsatz. Sie sind deutlich platzsparender und flexibler als Betten. (Foto: Karoline Niethammer)

Verstärkung für die Kinderintensivstation

Dank der zahlreichen Spenden im Rahmen der Weihnachtsaktion des Schwäbischen Tagblatts kann die Tübinger Kinderintensivstation eine weitere Notfallpsychologin einstellen.

Die notfallpsychologische Begleitung ist insbesondere für Familien wichtig, deren Kinder lebensbedrohlich erkrankt sind oder die einen schweren Unfall hatten und über einen längeren Zeitraum intensivmedizinisch behandelt werden müssen: In dieser hochbelastenden Überforderungssituation geht es darum, die Emotionen der Eltern und Geschwisterkinder aufzunehmen und mit ihnen gemeinsam Strategien und Handlungsperspektiven zu entwickeln.

Die Tübinger Kinderklinik hat bereits vor einigen Jahren aus eigenen Mitteln und mit der Unterstützung von Hilfe für kranke Kinder eine 50%-Stelle für die Notfallpsychologin Clivia Langer eingerichtet. Der Bedarf an notfallpsychologischer Unterstützung ist allerdings weit höher, als damit abgedeckt werden kann. Die erfolgreiche Weihnachtsaktion des Schwäbischen Tagblatts ermöglicht nun die Anschubfinanzierung für eine weitere Personalstelle in der Krisenintervention.

In diesen Tagen haben wir die Spenden selbst und auch die Adressen der Spenderinnen und Spender erhalten und konnten nun die Spendenbescheinigungen versenden. Wir danken allen Tagblatt-Leserinnen und Lesern, die sich für dieses wichtige Projekt eingesetzt haben und sich an der Weihnachtsaktion beteiligt haben!

Dank der Spenden der Tagblatt-Leserinnen und Leser kann die notfallpsychologische Begleitung auf der Tübinger Kinderintensivstation ausgebaut werden. (Foto: Julia Klebitz)

Sanfte Atemüberwachung im Schlaf

Wir melden uns aus dem Homeoffice: In Krisenzeiten, wie wir sie gerade erleben, zeigt sich, was wirklich wichtig ist – und das ist Ihre Hilfe!

Dank Ihrer Spenden können wir auch jetzt für Familien in Notlagen da sein und weiter da unterstützen, wo es wichtig ist. Unsere Direkthilfen aus dem Sozialfonds laufen natürlich weiter und wir fördern Projekte in der Kinderklinik, die die bestmögliche Behandlung und Begleitung kranker Kinder und ihrer Familien ermöglichen.

Gemeinsam  mit Dachtel hilft kranken Kindern e.V. konnten wir beispielsweise einen zweiten CO2-Monitor für das Schlaflabor der Neuropädiatrischen Station anschaffen. Dieses Gerät überwacht die Atmung und die Lungenfunktion von kranken Kindern im Schlaf – völlig geräuschlos und vor allem schmerzfrei über einen Sensor, der auf die Haut aufgeklebt wird.

Auf der Neuropädiatrischen Station werden immer häufiger Kinder behandelt, die beispielsweise an einer Muskelschwäche erkrankt sind oder schwere Infekte des Atemapparats haben. Bei diesen Patienten kommt es häufig zu Atempausen im Schlaf, oder die Lunge ist zu schwach, um genügend Sauerstoff aufnehmen zu können. Deshalb ist es äußerst wichtig, regelmäßig die Sauerstoffversorgung zu überprüfen.

Bisher musste den kleinen Patienten dafür mehrmals täglich Blut abgenommen werden – das bedeutete bis zu sechs Mal pro Tag pieksen. Oder sie mussten nachts eine störende Nasenbrille tragen. „Die transkutane Messung der Blutwerte ist eine enorme Erleichterung für die Kinder“, freut sich die Pflegebereichsleiterin Christine Zimmermann über die sanfte Überwachungsmethode der CO2-Monitore.

Christine Zimmermann, Bereichsleiterin Pflege der Neuropädiatrischen Station, führt den CO2-Monitor zur Atemüberwachung vor. (Foto: Karoline Niethammer)

Atempausen bei Frühchen erforschen

Unsere Stiftung unterstützt die Forschungsarbeit des Teams um Dr. Christian Gille: Die Langzeitfolgen von Atempausen bei Frühchen sollen besser bekannt und Therapieansätze entwickelt werden.

Manchmal kommt es bei Frühchen zu Atempausen, in deren Folge die Babys blau und schlaff werden – ein für Eltern, Ärzte und Pflegekräfte beängstigendes Phänomen. Das liegt daran, dass der Atemapparat und die Lunge bei Frühgeborenen oft noch nicht vollständig ausgereift sind. Die langfristigen Folgen solcher Atempausen sind bisher wenig bekannt.

Der Oberarzt Dr. Christian Gille erforscht deshalb mit seinem Team die Auswirkungen dieser Atempausen auf die langfristige Gesundheit der Kinder. Zentrales Element des Projekts ist eine sogenannte Normoxie-Hypoxie-Kammer: ein Gerät, das die wechselhafte Sauerstoffsättigung im Körper des Säuglings simuliert. Es stellt damit die Atempausen nach und misst anhand von Proben aus Nabelschnurblut deren Auswirkungen auf die Zellen im Körper.

Die Reaktion des Körpers auf diese Wechsel wird damit sichtbar und es können Therapieansätze gesucht werden. Unsere Stiftung übernahm die Kosten für die Hypoxie-Kammer in Höhe von rund 13.000 Euro.

Die Auswirkungen der Atempausen werden in der Hypoxie-Kammer sichtbar. So können Therapieansätze gesucht werden. (Foto: Verena Müller)

Ultraschallkopf für Frühgeborene

Hilfe für kranke Kinder unterstützt die Neonatologie der Tübinger Uni-Kinderklinik: Unsere Stiftung finanzierte hier im letzten Jahr mehrere Projekte, zum Beispiel einen Ultraschallkopf speziell für kleine Frühchen im Wert von mehr als 7.500 Euro.

Die Tübinger Neonatologen sind oft mit sehr kleinen Frühchen befasst, die nur wenige hundert Gramm wiegen. Um diese Kinder optimal untersuchen und behandeln zu können, sind oftmals spezielle Instrumente nötig.

Unsere Stiftung konnte beispielsweise einen Ultraschallkopf für Frühgeborene finanzieren, der aufgrund seiner Abmessungen bereits bei Kindern ab 300 Gramm Gewicht eingesetzt werden kann.

„Das Gerät ist eine echte Bereicherung und ein großer Fortschritt in der Behandlung von sehr kleinen Kindern, so etwas gibt es nicht oft“, erläutert Dr. Rangmar Goelz, leitender Oberarzt in der Neonatologie. „Wir erhalten einfach unglaublich gute Bilder“, schwärmt er weiter.

Der neue Ultraschallkopf für Frühchen im direkten Größenvergleich mit einem herkömmlichen Gerät. (Foto: Karoline Niethammer)

Neue Pulsoximeter für die Neonatologie

Dank Spenden konnte die Frühgeborenenstation sogenannte Pulsoximeter anschaffen, mit deren Hilfe die Sauerstoffversorgung und der Pulsschlag bei Frühgeborenen überwacht werden kann.

Wenn ein Baby zu früh zu Welt kommt, ist die Lunge oft noch nicht vollständig ausgebildet und der eigenständige Atemantrieb setzt nicht richtig ein. Häufig müssen Frühgeborene beatmet werden. Außerdem muss die Sauerstoffsättigung des Blutes regelmäßig überprüft werden, um möglichen Gesundheitsschäden vorzubeugen.

Unsere Stiftung finanzierte 17 Geräte für die Neonatologie, mit deren Hilfe eine permanente Überwachung der Sauerstoffversorgung und des Pulsschlages möglich ist. Die Kontrolle erfolgt durch einen Sensor, der auf der Haut aufliegt und die Kinder kaum stört. Früher musste den Kindern regelmäßig Blut abgenommen werden, um präzise Ergebnisse zu erhalten.

Die Geräte sind außerdem mobil, sodass Eltern auch einen Spaziergang mit ihrem Kind machen können, ohne sich unsicher fühlen zu müssen. „In meinen Augen ist das eine hochgeniale Erfindung der Medizintechnik“, freut sich Dr. Rangmar Goelz, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Neonatologie.

Das Pulsoximeter wird einfach an der Hand der Babys angebracht, ohne zu pieksen oder zu drücken. (Foto: Karoline Niethammer)

UNSERE PARTNER

Gemeinsames Engagement verwirklicht große Träume. Mit Unterstützung von Freunden und Förderern, einschließlich der Kinderklinik Tübingen und weiterer Organisationen, setzen wir uns transparent für kranke Kinder ein.