Die Ansteckung mit dem Cytomegalovirus (CMV) kann für Frühgeborene tödlich enden. Übertragen wird es u.a. beim Stillen. Ein Tübinger Team hat ein Gerät entwickelt, dank dessen die Babys positiv getesteter Mütter dennoch mit Muttermilch ernährt werden können – und das, ohne dass durch die Behandlung der Milch wichtige Wachstumsfaktoren verloren gehen.
Die Muttermilch wird in einen Rundkolben aus Glas gefüllt, der wird in eine Halterung geklemmt, Deckel zu, Knopf drücken und den Rest erledigt das neue Kurzzeit-Pasteurisiergerät von selbst. Ein Vorgang, der in der täglichen Praxis für geschultes Personal auf der Station relativ einfach zu handhaben ist, möglicherweise aber für einige Frühgeborene lebensrettend sein kann.
Denn Frauen, die positiv auf das Cytomegalovirus (CMV), das zu den Herpes-Viren gehört, getestet wurden, können den Erreger über die Muttermilch an ihr Baby weitergeben. „Vor allem Frühgeborene können durch die Infektion schwer erkranken, auch Todesfälle kommen vor“, erklärt Dr. Rangmar Goelz, Leitender Oberarzt der Tübinger Neonatologie. Unter anderem beeinträchtige das Virus langfristig die geistige Entwicklung des Kindes. „Das Risiko betrifft bei uns etwa 50 Prozent der Frühgeborenen“, sagt Goelz.
Um die Infektion bei den Babys zu vermeiden, müssen sie mit Ersatznahrung ernährt werden oder eben mit pasteurisierter Muttermilch. „Die herkömmliche Pasteurisiermethode (63°C 30 min) eliminiert zwar vollständig CMV“, erklärt Goelz, „sie zerstört aber auch wichtige biologisch aktive Substanzen in der Milch, wie zum Beispiel Wachstumsfaktoren.“
Seit mehreren Jahren schon forschen Experten der Abteilung Neonatologie gemeinsam mit Kollegen des Instituts für Medizinische Virologie des Universitätsklinikums Tübingen zu diesem Thema. Zusammen mit dem Tübinger Medizintechniker Klaus Lauf haben sie ein spezielles Kurzzeit-Pasteurisiergerät für Muttermilch entwickelt. „Der Clou dieses Gerätes ist, dass damit die Muttermilch sehr schonend behandelt wird (5 sec, 62°C), das heißt, die Viren sind alle sicher inaktiviert, aber die wichtigen Inhaltsstoffe der Milch bleiben erhalten“, erklärt Goelz.
Den Prototypen des Geräts hat das Team der Tübinger Neonatologie über mehrere Jahre getestet und weiterentwickelt. Seit ein paar Tagen steht jetzt ein neues Kurzzeit-Pasteurisiergerät auf der Neugeborenen-Intensivstation. Finanziert hat es unsere Stiftung Hilfe für kranke Kinder. Das Gerät kostet rund 30.000 Euro. Seit kurzem setzten nun auch andere Kliniken dieses spezielle Kurzzeit-Pasteurisiergerät ein, das in Tübingen entwickelt wurde.
Foto (v.l.n.r.): Klaus und Renate Lauf, Tanja Schumacher, Frank Strauss und Dr. Rangmar Goelz. (Foto: Julia Klebitz)