Für die sehr kleinen Frühchen, die in der Neonatologie der Uniklinik Tübingen behandelt werden, wird die Klinik zum ersten Zuhause, denn sie sind mit ihren Eltern oft Monate in stationärer Behandlung. Text und Foto: Nadine Wilmanns
Die Handfläche von Pauline ist gerade mal so groß wie die Fingerkuppe ihrer Mama. Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Emilie musste Pauline notfallmäßig viel zu früh entbunden werden. Die beiden Säuglinge holen jetzt im Inkubator in der Tübinger Neonatologie die Entwicklungsschritte nach, die andere Babys im Bauch machen.
„Die Zwillinge kamen mit weniger als 500 Gramm zur Welt“, erzählt Marlène S., die Mutter von Pauline und Emilie. Sie ist mit ihrem Mann Yves seit vier Wochen in der Klinik. „Alle sind sehr freundlich, wir dürfen immer zu den Babys kommen und jederzeit Fragen stellen“, erzählt Marlène S. und ihr Mann ergänzt: „Vor der Entbindung haben wir eine Einführung auf der Station bekommen. Nach der Entbindung sind die Kinder direkt in die Neonatologie gekommen und zwei Stunden später waren wir bei ihnen.“
Kommt ein Kind in der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt, verbringt es mit seinen Eltern etwa 16 Wochen in der Klinik – bis zum errechneten Geburtstermin. „Das heißt, eigentlich wohnt man hier so ein bisschen und man kennt hinterher alle“, erklärt Oberärztin PD Dr. Cornelia Wiechers. „Ideal wäre also, wenn man das Gefühl hat, in einem angenehmen Umfeld zu sein.“ Das Klinikbudget deckt das medizinisch Notwendigste ab, doch für alles andere braucht es Spenden. Die Stiftung Hilfe für kranke Kinder und ihre Partnervereine sind daher rund ums Jahr im Einsatz, um die Situation der Familien auf der Neonatologie zu verbessern.
So konnte etwa eine besondere Blaulichtlampe angeschafft werden, die bei Neugeborenengelbsucht eingesetzt wird: „Früher musste man reife Neugeborene für diese sogenannte Phototherapie immer von ihrer Mutter trennen. Doch dank der Stiftung und ihrem Partnerverein Dachtel hilft kranken Kindern e.V. haben wir jetzt den sogenannten Cocoon, der ermöglicht, dass das Kind bei der Mutter bleiben und gleichzeitig rundum beleuchtet werden kann“, erklärt Wiechers.
Auch Patricia O. ist seit sieben Wochen mit frühgeborenen Zwillingen auf Station. „Die Situation ist für uns Eltern natürlich nicht einfach, aber es wird einem so angenehm gemacht wie eben möglich“, sagt sie, in einem Liege-Sessel, dem Känguruhstuhl, sitzend, mit ihrem Baby auf dem Bauch. „Mein Mann arbeitet im Homeoffice von hier aus. Morgens bin ich zwei bis drei Stunden am Kuscheln, die Pflegerunden darf ich auch mitmachen – Windeln wechseln, baden, einölen – und nachmittags kommt mein Mann zur Kuschelrunde.“
Der Austausch mit anderen Eltern sei eine große Hilfe, betont Yves S.. „Man fühlt sich mit Problemen nie allein“, erklärt er. Damit die Eltern möglichst unkompliziert in den Klinikalltag eingebunden sein und sich in entspannter Atmosphäre austauschen und gegenseitig Mut machen können, unterstützt die Stiftung gemeinsam mit dem Verein Lichtblick e.V. die Renovierung der Elternküchen und Räumlichkeiten auf den Stationen.
Marlène S. hat sich mit ihrem Mann bereits gut in den Krankenhausalltag eingelebt: „So oft es geht, sind wir bei den Kindern, haben aber auch mal Zeit für uns und drei Stunden täglich bin ich beim Milch abpumpen.“ Muttermilch sei sehr wichtig für Frühgeborene, erklärt Dr. Wiechers. Sie schütze gegen eine Darmentzündung, an der viele Frühgeborene sterben oder lebenslange Probleme davontragen können. Seit vergangenem Jahr hat die Neonatologie eine Muttermilchbank. „Das war ein langer Weg, denn mit einer Frauenmilchbank wird man zu einem lebensmittelverarbeitenden Betrieb und muss viele Regelungen und Vorschriften beachten. Und auch hier unterstützt uns die Stiftung beim Kauf der Geräte“, berichtet sie.
Außerdem konnte dank Hilfe für kranke Kinder eine professionelle Stillberaterin über zwei Jahre finanziert werden, deren Arbeit nun in die Regelversorgung übernommen wird. „Nicht nur für den Beginn der Muttermilchgewinnung, sondern auch wenn die Mütter nach Monaten des Abpumpens endlich stillen können, brauchen sie eine intensive Unterstützung“, erklärt Wiechers. „Denn das Trinkverhalten ist bei diesen sehr kleinen Frühchen oder kranken Neugeborenen anders.“
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