Am Tübinger Uniklinikum wurde eine Weltneuheit der Frühgeborenenmedizin vorgestellt: der Patientensimulator „Paul“. Als eines der ersten Krankenhäuser in Deutschland erhält die Neonatologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin den 60.000 Euro Simulator. Finanziert wurde er über Spenden an unsere Stiftung Hilfe für kranke Kinder.
1.000 Gramm Gewicht und eine Körpergröße von 35 cm. Das ist der kleine „Paul“, liebevoll auch Paulchen genannt. Er atmet schnell, sein Herz pocht und auch sein Puls ist deutlich spürbar. Erst auf den zweiten Blick fällt auf: „Paul“ ist überhaupt kein echtes Frühgeborenes.
„Paul“ ist ein Patientensimulator – eine detailgetreue Nachbildung eines Frühchens der 27. Schwangerschaftswoche. Rund 120 Frühgeborene wie „Paul“ kommen jedes Jahr in der Tübinger Frauenklinik zur Welt. Bei der anschließenden medizinischen Betreuung der Frühchen kommt es immer wieder zu Notfallsituationen, auf welche das Personal vorbereitet sein muss. Abläufe müssen aufeinander abgestimmt sein, Handgriffe müssen sitzen und binnen von Sekunden müssen lebenswichtige Entscheidungen getroffen werden. Daher ist Übung für alle Beteiligten unerlässlich. So auch für Kinderarzt Dr. Rangmar Goelz: „Junge Ärzte müssen lernen, wie man beispielsweise ein Baby intubiert, dessen Kopf kaum größer als ein Apfel ist. Sie sollten ihre Erfahrungen aber nicht am lebenden Kind erwerben. Daher ist das Training an einem solchen Patientensimulator wichtig.“
Dass solche Simulatoren wichtig und hilfreich sind, überzeugte die Tübinger Ärzte und Krankenpfleger bereits in der Vergangenheit: Im Patientensicherheits- und Simulationszentrum trainierten sie bislang mit einem 5 kg-Babysimulator. Mit dem neuen Frühgeborenensimulator der österreichischen Herstellerfirma „SIMCharacters“ können bestimmte Notfallsituationen sogar vor Ort auf der Station nachgestellt werden, denn „Paulchen“ arbeitet drahtlos und wird über Funk angesteuert. Anschließend werden diese Übungen gemeinsam im Team ausgewertet und besprochen, damit in realen Situationen das medizinische Vorgehen optimiert werden kann.
Die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen und die Uni-Kinderklinik Lübeck sind die ersten Krankenhäuser in Deutschland, die mit einem solchen Frühgeborenensimulator trainieren. Angeschafft wurde der 60.000 Euro Simulator durch Spenden an unsere Stiftung. Dabei wurde der Großteil des Geldes durch die Weihnachtsspendenaktion des „Schwäbischen Tagblatts“ gesammelt, zusätzlich haben „Dachtel hilft kranken Kindern“ und „Lichtblick“, der Förderverein der Frühgeborenenabteilung gespendet. „Leider übernehmen weder die Krankenkassen noch der Staat die Kosten für eine solche Anschaffung“ bedauert Dr. Rangmar Goelz. Umso mehr freue er sich darüber, dass bei der Weihnachtsspendenaktion des „Schwäbischen Tagblatts“ so viel zusammengekommen ist und erklärt: „Für die Ausbildung des Personals sind die Simulatoren ein Riesenfortschritt, der entscheidend dazu beiträgt, Leben zu retten“.
Text: Jennifer Merk/ Fotos: Julia Klebitz
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