Dr. Christian Seitz und Dr. Patrick Schlegel forschen in der Uniklinik Tübingen an neuen immuntherapeutischen Behandlungsstrategien. Sie bekämpfen damit bösartige Tumorzellen und wollen verhindern, dass fehlgeleitete Immunzellen den Körper angreifen.
Im Labor befassen Sie sich aktuell hauptsächlich mit sogenannten CAR-T-Zellen und dann geht es auch noch um CAR-Tuning – das alles hat aber nichts mit Autos zu tun?
Nicht ganz. Obwohl es tatsächlich so ist, dass wir, ganz vereinfacht gesagt, im Rahmen unserer Forschung bestimmte Immunzellen im Körper tunen, damit sie leistungsfähiger werden und nicht von bösartigen Zellen ausgebremst werden können. Wir haben ein immuntherapeutisches System entwickelt, mit dem wir sehr flexibel unerwünschte, kranke Zellen, zum Beispiel Tumorzellen, gezielt zerstören können. Als nächstes möchten wir dieses System weiterentwickeln, um Immunzellen, die fälschlicherweise den eigenen Körper oder Transplantate angreifen, modifizieren zu können.
Wie funktioniert das?
Wir verändern T-Zellen – eine Gruppe der weißen Blutkörperchen – mittels eines gentechnischen Verfahrens. Diese veränderten Zellen, die CAR-T-Zellen, besitzen dann neuartige, von uns entworfene Rezeptoren auf ihrer Oberfläche, mit deren Hilfe sie bestimmte bösartige oder fehlgeleitete Zellen erkennen und auch zerstören. Das Besondere: Über Adaptermoleküle können wir sehr flexibel verschiedenste Zielzellen markieren und behandeln. Doch auch Krebszellen können sich wehren. Um dem zu entgehen, sollen im aktuellen Forschungsprojekt verschiedene Gene in den CAR-T-Zellen ausgeschaltet werden.
Gleichzeitig forschen wir auch daran, wie diese Strategien bei Organabstoßungen nach Transplantationen und bei bestimmten Autoimmunkrankheiten helfen können. Autoimmunerkrankungen treten bei Kindern insgesamt nicht seltener auf als Krebs.
Mit Ihrer Forschung werden Sie noch einige Jahre beschäftigt sein. Was haben die kleinen Patienten der Kinderklinik schon jetzt davon?
Ja, das stimmt, wir werden sicher noch lange forschen. Aber es lohnt sich. Während wir uns gerade intensiv mit der Anwendbarkeit unserer Behandlungsstrategien bei verschiedenen kindlichen Krebserkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen befassen, ist die Entwicklung für bestimmte Formen der Leukämie bereits so weit fortgeschritten, dass die Methode, wie in den USA, wohl schon sehr bald in unserer Klinik angewandt werden kann und unsere schwer kranken Patienten davon profitieren können. Das ist ein toller Erfolg.
Hilfe für kranke Kinder unterstützt Ihre Studie finanziell. Warum ist das für Sie so wichtig?
Forschung ist teuer. Bevor neue Behandlungen tatsächlich am Patienten angewandt werden können, müssen überzeugende Konzepte vorliegen und umfangreiche Vorarbeiten geleistet werden, auch zum Schutz des Patienten. Dabei entstehen hohe Kosten. Wir müssen beispielsweise besondere Reagenzien bezahlen. Die sind im Klinikbudget nicht vorgesehen. Deshalb sind wir auf Spenden angewiesen. Wir freuen uns sehr darüber, dass Hilfe für kranke Kinder an unsere Arbeit glaubt und uns mit einer Anschubfinanzierung von 20.000 Euro unterstützt.
Interview/Foto: Julia Klebitz
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